Bahnhofsvorplatz
Die Visitenkarte einer Stadt
Gelsenkirchen hat sich verändert. Aus einem kleinen Dorf ist in wenigen Jahren eine richtige Stadt geworden. Auslöser ist die Zeche Hibernia, auf der seit 1858 Kohle gefördert wird. Auch auf dem Weg nach Schalke kommen die Menschen hier in Gelsenkirchen an, wenn sie auf Zeche Consolidation 1/6 Arbeit suchen. Und das sind nicht wenige. Die alte windschiefe Bretterbude, die 1847 an die neue Eisenbahnlinie gestellt wurde, wird der neuen Größe und dem neuen Wohlstand der Stadt nicht gerecht. Wenn die Menschen aus dem Zug aussteigen, sollen sie direkt erkennen, dass sie in einer guten Stadt gelandet sind. Deshalb bekommen der Bahnhof und der ganze Vorplatz 1904 ein Make-Over. Die Bretterbude weicht einem Jugendstil-Bahnhof. Direkt neben dem Bahnhof entsteht wenige Jahre später ein neues Postamt im Stil der Neo-Renaissance. Es ist der Blickfang für alle, die am Gelsenkirchener Bahnhof ankommen. Keiner, der hier aussteigt, wundert sich, wo er hier gelandet ist. 25 Jahre später steht der Bahnhof Schalke-Nord vor einem ähnlichen Problem. Er muss erneuert werden, weil eine lokale Mannschaft sehr erfolgreich Fußball spielt.
Der Bau des Gelsenkirchener Bahnhofgebäudes fiel zusammen mit einem weiteren wichtigen Ereignis: Im gleichen Jahr gründeten ein paar Jungs, die regelmäßig am Haus Goor kickten, einen Fußballverein. Niemand ahnte, dass daraus innerhalb von drei Jahrzehnten eine der bedeutendsten Mannschaften des deutschen Fußballs werden sollte. Immer wenn die Knappen später eine Trophäe holten, begann ihr Triumphmarsch am Gelsenkirchener Bahnhof. Die heimkehrenden Spieler präsentierten hier den Menschen die gewonnenen Trophäen, bevor es unter dem Jubel der Massen weiter zum Schalker Markt oder zum Vereinslokal "Bosch" ging. Rund 80 Jahre nach dem Bau musste der inzwischen alte Bahnhof Plänen zur Stadtsanierung und Stadterneuerung weichen. 1983 wurde der neue Bahnhof mit dem angeschlossenen Bahnhofcenter eröffnet. Bis heute trauern viele Gelsenkirchener dem Jugendstil-Bahnhof nach. Im gleichen Jahr zog die Post auf das ehemalige Gelände der Zeche Hibernia. Im immer noch herrschaftlichen Postgebäude ist heute das Verwaltungsgericht untergebracht.