Zeche Consolidation 1/6
Als Grillo das Leben der Schalker auf den Kopf stellte
Was hat dieser Unternehmer aus Essen nur vor? Seit Jahrhunderten leben die Menschen im Dorf Schalke ein beschauliches Leben als Bauern. Aber jetzt, im Juli 1863, hallen Axtschläge aus dem dichten Wald am Haus Goor über die Felder und stören die Ruhe der 300 Menschen im Dorf. Ein gewisser Friedrich Grillo, ein reicher Industrieller aus Essen, hat kürzlich mehrere Grubenfelder in Schalke und der näheren Umgebung erworben. Im Dorf geht das Gerücht, dass unter Schalke ein riesiges Kohlevorkommen schlummert. Und Grillo will da ran. Zwei Männer machen mit ihren Äxten im Wald Platz für Grillos erste Zechenanlage. Was das heißt, konnten die Einwohner Schalkes schon bei ihren Kirchgängen und Marktbesuchen im benachbarten Dorf Gelsenkirchen beobachten: Dort wurde vor ein paar Jahren die Zeche Hibernia gegründet. Seitdem holen 300 Iren und Engländer mit viel Lärm die Kohle aus der Erde. Die Schalker ahnen, dass in ihrem Dorf bald alles anders sein könnte, wenn Grillos Zeche erst mal fertiggestellt ist.
1865 nahm die Zeche Consolidation - ihr Name erinnert an die Zusammenlegung mehrerer Grubenfelder - mit ihrer Schachtanlage 1 den Betrieb an der Gewerkenstraße auf. Die Vorahnungen der Dorfbewohner sollten bei Weitem übertroffen werden: Schalke verwandelte sich in wenigen Jahren zum Industriedorf. Kein anderer Stadtteil des heutigen Gelsenkirchens wurde so von der industriellen Revolution mitgerissen und verändert wie Schalke. In den kommenden acht Jahren siedelten sich neben der Zeche Consolidation noch vier weitere Großbetriebe an, darunter die Gutehoffnungshütte. Grillo kümmerte sich auch weiter um “sein” Schalke. Er setzte sich zum Beispiel persönlich für den Bau und die Fertigstellung der 1888 eingeweihten St.-Joseph-Kirche ein. 1898, zwölf Jahre nach Grillos Tod, setzten die Bewohner dem Begründer von “Schalke-Land” mit einem Brunnen auf dem Schalker Markt ein Denkmal. Heute stehen die Reste des Brunnens auf dem Grilloplatz.
Auch nach Grillos Tod ging der Erfolg der Zeche Consol weiter. Für eine kurze Zeit sollte sie zur größten Zeche des Ruhrgebiets heranwachsen, später mit ihrer Schachtanlage 3/4/9 auch zu einer der modernsten - Schalke stand in den 1920ern für modernstes Hightech. 1967 kehrte auf der Schachtanlage Consolidation 1/6 die Ruhe zurück: Angesichts der sich verschärfenden Kohlekrise wurden beide Schächte stillgelegt. Nach über 100 Jahren verstummte Friedrich Grillos schönste Gründung. Aber das vielleicht größte Vermächtnis, das aus der Zeche Consol hervorging, ist heute lauter denn je: 1904 gründeten ein paar Jungs, die sich regelmäßig nach der Schicht am Haus Goor zum Kicken trafen, einen Fußballverein. Und bald begann die Zeche, den Verein zu unterstützen, wo sie konnte. Neue Spieler wurden mit guten Jobs gelockt, und die Zeche unterstützte beim Bau der Kampfbahn Glückauf. Denn der Schalker Fußballverein war gute Werbung für Consolidation.