Haus Goor

Nach den Schalker Rittern kommen die Schalker Knappen

Die Industrie erobert das Land zwischen Emscher und Ruhr und der Fußball die deutsche Sportwelt. Auch in Schalke trifft sich eine Handvoll Jungs so oft wie möglich zum Kicken auf einer unbebauten Wiese. Im Schatten des alten Herrenhauses, in dem früher Ritter lebten, träumen sie vom eigenen Fußballverein.

Die Leute tippen sich leise gegen die Stirn, als sie zum ersten Mal die Jungs auf der Wiese vor dem Haus Goor sehen. Wie die Irren jagen sie im knöcheltiefen Schlamm einer großen Kugel hinterher. Was die Zuschauer nicht ahnen können: Die zwölf bis 14 Jahre alten Bengel sind die Urgroßväter des FC Schalke 04. Hier, auf der holprigen, krummen und schiefen Wiese vor dem Haus Goor liegen die Wurzeln des Vereins. Das ehemalige Herrenhaus hat seine besten Zeiten hinter sich. Die Ruine steht im Schatten der Fördertürme der Zeche Consolidation und den Schloten der Industrie. Früher sollen hier Ritter gelebt haben, vor nicht mal hundert Jahren sogar noch eine richtige Gräfin aus Frankreich. Seit ihrem Tod steht das Haus leer. Einige von den Jungs arbeiten schon auf der Zeche Consolidation oder bei Küppersbusch. Aber jede freie Minute verbringen sie hier beim Pöhlen. Manchmal sitzen sie noch nach dem Spiel auf der Wiese und träumen davon, gegen andere Mannschaften anzutreten, in ihren eigenen Trikots. Gelb und rot würden sie sein (hier zur Story). Ihr Team würden sie nach ihrer Heimat benennen: Westfalia Schalke.

Als die Jungs auf der Wiese von Siegen und Pokalen träumten, war das Haus Goor schon mindestens 600 Jahre alt. “Goor” bedeutet so viel wie Schlick, Moder oder morastiger Ort. Zu dem Rittergut gehörte eine Wasserburg. Durch Heirat gelangte sie 1767 in den Besitz des französischen Grafen Seyssel d’Aix. Das Rittergut mitsamt Herrenhaus und Ländereien wechselte noch einige Male den Besitzer, ehe Friedrich Grillo es 1863 pachtete, um dort Schacht 1 der Zeche Consolidation abteufen zu lassen. Schon bald machten sich die ersten Bergbauschäden bemerkbar: Haus und Wiese begannen abzusinken. Um nicht in einen juristischen Prozess verwickelt zu werden, versuchte Consol, die Wiese zu erwerben. Nach und nach verkauften die Besitzer Teile des Guts. 1896 gehörte nur noch wenig Land zum Haus Goor, es verlor seinen Status als Rittergut. Die Kicker von Westfalia Schalke zog es bald auf einen Platz an der Grenzstraße.

Vom ehemals prächtigen Herrenhaus und der weniger prächtigen Gründungswiese des FC Schalke 04 ist nichts mehr übrig. Im heutigen Stadtteil Gelsenkirchen-Heßler erinnern nur noch die Kleingarten-Anlage Haus Goor und die Straße Goorshof an die Vergangenheit. Die letzte Gräfin, Friederika Augusta Gräfin von Seyssel d’Aix, hat auf dem Altstadtfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Sie starb am 6. Juli des Jahres 1816 auf dem ehemaligen Rittergut. Die Reste des verlassenen Herrenhauses wurden 1930 endgültig abgerissen. Heute befindet sich ein Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Gelände.

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